Reinigung von Mineralien

Dank gilt Herrn Dr. Ernst Sury und der SVSMF Sektion Basel, die freundlicherweise gestatteten den Inhalt aus dem Fachbuch „Mineralien richtig reinigen“ zu verwenden und auf das Copyright zu verzichten.

01 Grundsätzliches zur Reinigung von Mineralien

02 Die Reinigung mit Wasser

03 Die Reinigung mit Säuren

04 Die Reinigung mit Alkalien

05 Die Reinigung mit organischen Lösungsmitteln

06 Die Reinigung bei erhöhten Temperaturen

07 Die mechanische Reinigung

08 Die Reinigung mit Scheuermitteln/Schleifpasten

09 Die Reinigung mit Ultraschall

10 Die Reinigung mit Feinstrahlgeräten (Sandstrahlen)

 

01 Grundsätzliches zur Reinigung von Mineralien

Wir freuen uns an den faszinierend glitzernden Schätzen in der Vitrine, wissen aber auch, dass die Fälle, wo Mineralien fast unverschmutzt geborgen werden können, nicht die Regel sind. Somit gehört die Wahl der in jeder Hinsicht sichersten und effektivsten Reinigungsmethode zu den grundlegendsten und wichtigsten Entscheidungen, die der Sammler immer wieder zu fällen hat. Die Nichtbeachtung dieser Tatsache kann zu Enttäuschungen und unter Umständen zu folgenschweren Verlusten führen. Für die korrekte Vorbereitung des Reinigungsprozesses sollten unbedingt die folgenden Basisinformationen verfügbar sein:

 

  • Chemische Zusammensetzung der zu reinigenden Mineralien
  • Chemische Zusammensetzung der Verschmutzungen
  • Verhalten der zu reinigenden Mineralien gegenüber physikalischen und chemischen Einflüssen
  • Chemische Zusammensetzung und Wirkungsweise der zur Wahl stehenden Chemikalien und käuflichen Reinigungsmittel
  • Wirkungsweise physikalischer Reinigungsmethoden

 

Im Falle von Mineralparagenesen ist für jedes darin vertretene Mineral eine besondere Beurteilung notwendig, desgleichen für Art und Grad der Verschmutzung. Je nach der Zusammensetzung der Paragenese kann die Zahl der Reinigungsmöglichkeiten starken Einschränkungen unterliegen. Außerdem ist der Tatsache Rechnung zu tragen, dass die chemische und physikalische Stabilität gewisser Mineralien fundortabhängig sein und stark variieren kann (Baryt, Fluorit). Wenn immer möglich, sollte auf den Einsatz von Chemikalien und starken Reinigungsmitteln verzichtet werden, da sie generell ätzende und zum Teil sehr toxische Eigenschaften besitzen und ökologische Folgeprobleme aufwerfen, welche mit der Infrastruktur eines normalen Haushalts nicht korrekt zu lösen sind. Wenn er aber doch nicht zu umgehen ist, dann empfiehlt sich ein schrittweises Vorgehen durch Vorversuche an Bruchstücken oder qualitativ schlechterem, gleichartigem Material und das Einholen des Rates erfahrener Sammler.

 

Wie geht man nun am besten vor? Bewährt hat sich das folgende schrittweise Vorgehen:

  • Genaue Inspektion der Stufe, eventuell mit Lupe oder Binokular, zwecks Bestimmung der Paragenese
  • Beurteilung von Stabilität und Empfindlichkeit des Stückes (Mineralien und Matrix)
  • Beurteilung der Verschmutzung
  • Entscheid über die Reinigungsmethode und die Art des Reinigungsmittels
  • Vor jeder Nassreinigung gründliche Wässerung des Stückes, um Poren und Haarrisse zu verschließen
  • Vorversuche, anschließend gewählte Reinigungsmethode durchführen
  • Nach jeder Reinigung mit chemischen Mitteln korrekte Neutralisation und anschließend ausgiebige Wässerung (Waschwasser mehrmals wechseln)
  • Beurteilung des Resultats, eventuell neuer Entscheid über eine weitere Reinigungsrunde.

 

Bei allen Reinigungsarbeiten müssen wir aber auch danach trachten, die Mineralstufe in ihrer natürlichen Beschaffenheit zu erhalten, um die spezifische Aussage des Sammlungsstückes nicht zu beeinträchtigen, zu verändern oder gar zu zerstören. Auch für das Auge störende Mineralien, wie beispielsweise der Limonit, sind Bestandteil der Paragenese und sind oft fundorttypisch. Nachstehend finden Sie eine kurze Übersicht über die gebräuchlichsten Reinigungsmittel bzw. -methoden:

 

  • Wasser: fließend (Dusche, Bach, Regen), Wasserbad, mit Zusatz von Detergentien (Geschirrwaschmitteln), um die Oberflächenspannung des Wassers zu mindern (Verbesserung des Reinigungseffektes)
  •  Organische Säuren * : Ameisensäure, Essigsäure, Oxalsäure, Citronensäure, Amidosulfonsäure
  •  Mineralsäuren * : Salzsäure, Schwefelsäure, Salpetersäure, Phosphorsäure Flusssäure
  • Alkalien * : Harnstoff, Ammoniak (Salmiak), Natronlauge, Soda, Schmierseife
  •  Käufliche Reinigungsmittel, welche u. a. die eben erwähnten Chemikalien oder ähnlich wirkende chemische Stoffen enthalten. In diesem Bereich besteht ein vielfältiges Angebot an Kalklösern, Kühlerentrostungsmitteln, Abbeizmitteln der verschiedensten Zusammensetzung und Stärken: Wasserstoffperoxyd-Lösungen
  •  Organische Lösungsmittel: Alkohol, Aceton, Benzin
  • Reinigungsbäder bei erhöhter Temperatur (40 - 90° C)
  • Mechanische Reinigung: Pinsel, Bürste, Spatel, Schaber, Nadel, pneumatische Stichel
  •  Scheuermittel, Schleifpasten
  • Ultraschallbad, Ultraschallnadel, -Präpariermeißel
  •  Sandstrahlen mit Feinstrahlgeräten

 

Bevor wir uns der näheren Betrachtung der verschiedensten Reinigungsmethoden zuwenden, möchte der Verfasser auf den umfangreichen Anhang am Schluss des Textteils hinweisen, in welchem Sie die mineralspezifischen Basisinformationen finden, welche Sie für Ihre Entscheide benötigen. Die Listen enthalten die Namen und Eigenschaften von rund 680 Mineralien

* verdünnt = Konzentrationen bis zu 10%

* konzentriert = Konzentration über 10%

 

02 Die Reinigung mit Wasser

Wasser ist das billigste und risikoloseste Reinigungsmittel für alle Mineralien, welche von chemisch aggressiven Mitteln angegriffen werden oder welche infolge ihrer besonderen Kristallstruktur leicht verletzlich sind. Die Reinigung erfolgt in neutralem Milieu, in einem Wasserbad, welchem man mit Vorteil Detergentien (Geschirrwaschmittel) zusetzt, um den Reinigungseffekt zu erhöhen. Die Verweildauer im Bad ist von der Art und Stärke der Verschmutzung abhängig und die Wassertemperatur ist der Wärmestabilität des Minerals anzupassen. Wenn der Zeitfaktor keine Rolle spielt und die Umstände es erlauben, können "problemlose" Mineralien auch in fließendem Wasser oder auf dem Balkon Sonne und Regen ausgesetzt werden (Tropfwirkung). Auch die Dusche oder die Munddusche mit ihrem intermittierenden Wasserstrahl können nützliche Dienste leisten. Generell ist darauf zu achten, dass Kristalle mit Einschlüssen, Spannungsrissen oder brüchiger Matrix nicht erhöhten Temperaturen ausgesetzt werden, da sonst die Gefahr des Zerspringens besteht (vgl. auch Kapitel 2.5 ). Die Nassreinigung wird normalerweise durch eine mechanische Reinigung (Pinsel, Bürste) ergänzt und vervollständigt (vgl. Kapitel 1.7.)

 

03 Die Reinigung mit Säuren

Die Reinigung mit Säuren Diese Reinigungsmethode ist manchmal der einzige Weg, welcher zum erwünschten Resultat führt. Die in Kapitel 1.1 aufgelisteten Beispiele eröffnen eine Fülle von Möglichkeiten, und viele Strahler brauen sich besondere Geheimtips zusammen, welche vor allem bei der Reinigung von Bergkristallen und anderen "problemlosen" Mineralien ihre Anwendung finden. Es erscheint dem Verfasser aber sehr wichtig, an dieser Stelle auf das persönliche Risiko beim Umgang mit Säuren, vor allem mit Mineralsäuren, hinzuweisen; ganz besonders dann, wenn mit hohen Konzentrationen und/oder erhöhten Temperaturen gearbeitet wird. Die Verwendung von Säuren unterliegt der Giftgesetzgebung und der Anwender hat sich auch mit den ökologischen Folgeproblemen auseinanderzusetzen. Deren korrekte Bewältigung bietet in einem normalen Haushalt erhebliche Schwierigkeiten, besonders dann, wenn größere Mengen von Mineralsäuren zum Einsatz kommen. Die Wahl der richtigen Säure hängt primär von zwei Voraussetzungen ab: Einmal von der Säurestabilität des zu reinigenden Minerals und zweitens - ebenso wichtig - von der Art und dem Grad der zu entfernenden Verschmutzung. Bevor man sich zum Einsatz von Säuren oder solche enthaltenden Reinigungsmitteln entschließt, sind unbedingt die nachfolgend aufgeführten Vorkehrungen zu treffen:

 

• Beschaffung von Informationen über die Eigenschaften dieses Reinigungsmittels

• Beschaffung von Informationen über Gegen- und Schutzmassnahmen bei Zwischenfällen

• Bereitstellung persönlicher Schutzmittel (Kunststoff-Handschuhe, Augenschutz, Atemschutz)

• Vorbereitung eines geeigneten Arbeitsplatzes (u.a. gut durchlüfteter Raum oder im Freien)

• Bereitstellung von geeignetem Arbeitsgerät (Bäder aus stabilem Kunststoff, Plastikzangen und -halter, Reservebehälter aus Kunststoff, Überkleid)

• Vorbereitung der ökologisch korrekten Entsorgungsmaßnahmen

 

Der Umgang mit Säuren ist grundsätzlich immer gefährlich und zum Teil stark gesundheitsschädlich. Da in dieser Hinsicht jedoch graduelle Unterschiede bestehen, erscheint es angezeigt, diese noch besonders hervorzuheben. Beginnen wir mit den Säuren mit geringeren Risiken, den organischen Säuren. Von diesen werden besonders die Essigsäure und die Oxalsäure auf breiter Basis verwendet, in geringem Masse Ameisensäure und Citronensäure. Als verdünnte, wässerige Lösungen ist der Umgang mit diesen Säuren bei korrekter Handhabung nicht mit besonderen Risiken verbunden. Allerdings ist zu beachten, dass die Oxalsäure (Kleesalz) äußerst giftig ist. Ameisensäure, Essigsäure und Citronensäure eignen sich zur Entfernung von carbonathaltigen Sinterüberzügen und zur Reinigung von Carbonaten wie beispielsweise Calcit, Dolomit, Siderit oder Ankerit. Besonders gut eignen sich Essigsäure oder auf Essigsäure basierende Kalklöser. Etwas milder wirken Kalklöser auf Citronensäurebasis, sie lösen Sinterüberzüge, ohne z.B. den Dolomit anzugreifen; dabei ist die Verweildauer im Reinigungsbad den Umständen entsprechend festzulegen. Bei dieser Gelegenheit zeigt sich, dass der Einwirkungsgrad von Reinigungsmitteln nicht nur von deren Konzentration, sondern auch von der Kristallisationsart und dem Fundort der Mineralien abhängt. Feinkristallisierter Kalksinter (Calcit) wird leichter angegriffen als schön kristallisierter Primär-Caicit. Auch hier lohnt es sich, Vorversuche anzustellen. Einige im Handel erhältliche Kalklöser enthalten 14% Amidosulfonsäure, welche verdünnt oder fallweise 1:1 oder 1:2 mit Wasser verdünnt, eine recht gute Wirkung zeigen. Reinigungsbäder mit Oxalsäure (Kleesalz) dienen vor allem der Entfernung limonitischer Überzüge und Krusten. Dabei ist zu beachten, dass Oxalsäure bei Kristallstufen mit Muttergestein die in der Matrix befindlichen Schwermetalle verändern und unansehliche, schwer zu entfernende Rückstände bilden kann. Sind Reinigungsbäder mit erhöhten Temperaturen nicht zu umgehen, so ist die Wärmestabilität der Stufen durch Vorversuche abzuklären. Als Behältermaterial dient in solchen Fällen am besten eine alte Stahlpfanne oder Friteuse. Jeder Reinigung mit diesen Säuren hat sich eine Neutralisation mit Soda oder Natronlauge (Ammoniak nur bei Stufen, welche keine Kupfermineralien enthalten) anzuschließen. Die nachfolgende ausgiebige Wässerung (mehrmaliges Wechseln des Waschwassers) verhindert die Bildung von schädlichen Rückständen (Verfärbungen) in den Poren und Haarrissen der Stufen. Der Umgang mit Mineralsäuren birgt hinsichtlich Gefährlichkeit und Giftigkeit wesentlich größere Risiken in sich; es sind dies: Salzsäure, Phosphorsäure, Schwefelsäure, Salpetersäure und Fluorwasserstoffsäure. Man arbeitet vorzugsweise mit verdünnten Säurelösungen und trotzdem ist infolge der starken Ätzwirkung größte Vorsicht am Platz. Schon der Verdünnungsprozess "Konzentrierte Säure ® Verdünnte Säure' kann infolge der dabei auftretenden Wärmeentwicklung zu Zwischenfällen führen. Denken Sie deshalb immer an den Spruch: "Erst das Wasser, dann die Säure, sonst geschieht das Ungeheure!". Mit anderen Worten: Die konzentrierte Säure sehr langsam und unter Rühren vorsichtig in den Behälter mit Wasser zufließen lassen, nie umgekehrt! Schwefelsäure und Salpetersäure eignen sich infolge ihrer Gefährlichkeit für Reinigungsoperationen nicht besonders gut, dies auch hinsichtlich ihrer chemischen Eigenschaften. Auch das Königswasser, eine Mischung aus 25% konzentrierter Salpetersäure und 75% konzentrierter Salzsäure kann hier kein Thema sein. Dagegen werden Salzsäure und Phosphorsäure oder eine Mischung von beiden oft verwendet. Säuremischungen entfalten oft eine synergistische Wirkung, d.h. sie wirken stärker und hinterlassen beispielsweise auch keine unlöslichen Rückstände. Solche können entstehen, wenn Salzsäure allein bei Stufen mit Muttergestein eingesetzt wird. In der Matrix vorhandene Schwermetallmineralien werden herausgelöst, chemisch verändert und als weiße bis gelbgrüne Beläge ausgeschieden, welche sich kaum mehr sauber entfernen lassen. Salzsäure wird oft zur Entfernung carbonathaltiger Krusten und Beläge (Kalksinter) verwendet, gelegentlich auch zur Freilegung von in Calcit eingeschlossenen Mineralien. Hierbei ist aber unbedingt auf die Ausscheidungsfolge der Paragenese zu achten. Es kann nämlich sonst geschehen, dass sich die im Calcit eingebetteten Mineralien von der Paragenese ablösen oder auch, dass die freigelegten Mineralien Wachstumsbehinderungen aufweisen, welche Aussagekraft und Wert der Stufe herabmindern können. Bergkristall/Calcit-Stufen bestimmter Fundorte können als Beispiel dienen. Einer ganz besonderen Erwähnung bedarf die Flusssäure oder Säuremischungen, welche diese enthalten. Flusssäure gehört der höchsten (Giftklasse an, ist äußerst giftig für alle Lebewesen und ihre Dämpfe sind sehr aggressiv gegenüber den meisten Mineralien, auch gegenüber Glas und folglich auch gegenüber Quarz. Einatmen der Dämpfe oder Säurespritzer auf der Haut, welche nicht unverzüglich und gründlich unter fließendem Wasser entfernt werden, können Lebensgefahr bedeuten. Eine sofortige spezialärztliche Behandlung mit den hierfür geeigneten Gegenmitteln hat aller erste Priorität. Es gibt Informationen, wonach trotz dem hohen persönlichen Risiko Flusssäure für die Mineralienreinigung zum Einsatz kommt. Ein Geheimtipp soll z.B. eine Mischung von Schwefelsäure und Flusssäure bei erhöhter Temperatur sein, welche vor allem für die schneeweißen Nadelquarze verantwortlich ist. Trotz der guten Resultate muss dringend von dieser Reinigungsmethode abgeraten werden. Wie vorstehend schon erwähnt, sind auch bei jeder Reinigung mit Mineralsäuren zwei Dinge wichtig:

 

1. Mehrstündiges Einlegen der Stufe in Wasser, damit sich alle Poren und Haarrisse vollsaugen und schließen können (erst dann in die Säure einbringen)

2. Die anschließende Neutralisation und gründliche Wässerung (mehrmaliges Wechseln des Waschwassers)

 

Wird dieser Arbeitsgang unsorgfältig ausgeführt, können sich in den Kristallen Rückstände bilden, welche zu Verfärbungen und Ausschwitzungen Anlass geben. Letztere können auch zu Schäden in der unmittelbaren Umgebung solcher Mineralstufen führen (Beschlag in den Döschen, in der Vitrine, Mattwerden von in unmittelbarer Nähe stehenden Carbonaten und anderen empfindlichen Mineralien).

 

04 Die Reinigung mit Alkalien

Alkalische Reinigungsmittel werden im Allgemeinen weniger häufig verwendet: am bekanntesten ist sicher das Schmierseifebad, welches die Strahler von alters her für die Reinigung ihrer Bergkristall- und Adularstufen brauchten. Schmierseife ist eine starke Kalilaugeseife und die reinigende Wirkung geht auf die in der Seifenlösung vorliegende Kalilauge zurück. Sie zeigt aber kaum eine Wirkung bei carbonathaltigen oder limonitischen Belägen. Verdünnte Ammoniaklösung (Salmiak) wird mit Erfolg zur Entfernung von erdigen Rückständen, Wurzel- und Flechtenresten angewendet. Vorsicht: Ammoniak und Kupfermineralien vertragen sich nicht! Die Reinigung von Silberstufen (Entfernen des schwarzen Anlaufes) kann leicht mit warmer Sodalösung in einer Aluminiumpfanne erfolgen. 10%ige wässerige Harnstofflösung oder auch verdünntes Wasserstoffperoxyd findet gelegentlich Anwendung zur Auflockerung lehmiger oder chloritischer Massen auf Mineralstufen. Diese Methode ist dann zu empfehlen, wenn sich herausstellt, dass unter dem zähen Kluftlehm empfindliche Kleinmineralien anwesend sind. Auch bei der alkalischen Reinigung ist eine gute Vor- und Nachwässerung die Voraussetzung für ein gutes Resultat.

 

05 Die Reinigung mit organischen Lösungsmitteln

Organische Lösungsmittel wie zum Beispiel Benzin, chlorierte Kohlenwasserstoffe (Kleiderreinigungsmittel), Alkohol und Aceton sind zum Teil brennbar, giftig und ökologisch bedenklich. Ihre Verwendung sollte deshalb nur in Ausnahmefällen erfolgen. Fettige und ölige Verschmutzungen lassen sich auch durch starke Detergentien (Spülmittel) entfernen und warme Waschmittelbäder leisten gute Dienste bei der Entfernung von Schneidölrückständen (Steinsägen). Alkohol oder Aceton kann als Hilfsmittel bei der schonenden Reinigung von Stufen mit Amianth (Syssolith) oder anderen haarfeinen Kristallen dienen. Man taucht die Stufen mehrmals in das Lösungsmittel ein, wodurch sich die durch die Feuchtigkeitverklebten Haare lösen und den daran haftenden Schmutz freigeben. Achtung: beide Lösungsmittel sind feuergefährlich, nie in der Nähe von offenem Feuer oder heißen Gegenständen damit arbeiten!

 

06 Die Reinigung bei erhöhten Temperaturen

Obwohl in den vorstehenden Kapiteln bereits erwähnt, soll an dieser Stelle noch einmal darauf hingewiesen werden, dass viele Mineralien erhöhte Temperaturen nicht ertragen. Besonders gefährdet sind Mineralien mit Einschlüssen, seien es gasförmige, flüssige oder feste. Da die Ausdehnungskoeffizienten der Einschlüsse meistens andere Werte aufweisen als derjenige des Wirtskristalls, besteht schon bei geringen Temperaturerhöhungen die Gefahr des Zerspringens. Bekanntestes Beispiel ist der Fensterquarz. Spannungsrisse in Matrix und Kristallen können sich ebenfalls verhängnisvoll auswirken. Zu vermeiden sind auch brüske Temperaturwechsel, zum Beispiel das Herausnehmen von Mineralien aus heißen Bädern und anschließender Spülung mit kaltem Wasser. Es empfiehlt sich in jedem Fall, die Temperaturstabilität der zu reinigenden Mineralien abzuklären, bevor man mit warmen Reinigungsbädern arbeitet.

 

07 Die mechanische Reinigung

Die Reinigung mit Pinsel, Bürste, Spatel (Spachtel), Schaber oder Nadel bei der neutralen Nassreinigung (Wasser) ist die einfachste Methode und eigentlich der Normalfall (vgl. auch Kapitel 1.2). Aber auch hier ist der Ausgangspunkt zuerst eine Beurteilung der Stabilität der zu reinigenden Stufe gegenüber den oben erwähnten Hilfsmitteln. Um Bruch- oder Kratzschäden zu vermeiden, sollten diese Mittel der Empfindlichkeit der Mineralstufe angepasst sein und mit der nötigen Vorsicht angewendet werden. Das ist besonders wichtig, wenn harter Chlorit oder zäher Kluftlehm die Stufen bedecken. Praktische Arbeitsgeräte für die mechanische Reinigung kann Ihnen sicher Ihr Zahnarzt liefern, er wird Ihnen gerne ausrangierte Schaber, Haken und Spatel geben. Zur Entfernung von Krusten oder Deckschichten, besonders bei der Präparation von Fossilien eignen sich Druckluftwerkzeuge wie z.B. pneumatische Präparierstichel, -nadeln oder -meißel (Schlagfrequenz bis 36'000 Schläge/Minute). Voraussetzung ist die Möglichkeit eines Anschlusses an ein Druckluftnetz oder einen Kompressor (Betriebsdruck 3-6 bar).

 

08 Die Reinigung mit Scheuermitteln/Schleifpasten

Es handelt sich bei dieser Reinigungsmethode vorwiegend um eine Nachreinigung, auch um eine Ergänzung zur mechanischen Reinigung. Durch Entfernen der letzten Schmutzteile mit Scheuer- oder Schleifmitteln lässt sich die Farbe oder Brillanz der Mineralien wesentlich verbessern. Solche Mittel sind zum Beispiel: Scheuermittel wie VIM oder Schlemmkreide, sehr feinkörnige Schleifpasten oder auch ganzgewöhnliche Zahnpasta. Mit einer Zahnbürste auf die Stufe aufgetragen, mit etwas Wasser befeuchtet und vorsichtig mechanisch gereinigt, erhält man nach eingehender Spülung unter fließendem Wasser saubere, hochglänzende Kristallflächen. Empfehlenswert ist diese Methode überall dort, wo eine Ultraschallbehandlung nicht opportun ist und Flächenreichtum oder Farbe besser zur Geltung kommen sollen.

 

09 Die Reinigung mit Ultraschall

Diese Reinigungsmethode auf rein physikalischer Basis ist vor allem dann sehr effektvoll, wenn die Mineralstufe porös oder voller schlecht zugänglicher Vertiefungen ist, in welche die Reinigungsmittel nicht einzudringen vermögen. Fossilien, welche mit tonigem Material verschmutzt sind, lassen sich mit Ultraschall sehr gut reinigen. Das ist dann vor allem wichtig, wenn die Verschmutzung Pyrit oder Markasit enthält, welche wenig stabil sind und sich leicht zersetzen. Vor jeder Ultraschallbehandlung ist genau abzuklären, ob die zu reinigende Stufe überhaupt ultraschallfest ist. Kristalle mit inneren Spannungen, Haarrissen, Einschlüssen (gasförmig, flüssig oder fest) oder brüchiger, rissiger Matrix sind empfindlich und sollten nicht mit Ultraschall gereinigt werden. Eben sowenig sollten Stufen mit haarfeinen oder feinnadeligen Kristallen dem Ultraschall ausgesetzt werden. Man beachte auch, dass sich nur anhaltender, nicht aber mit dem Mineral verwachsener Schmutz durch Ultraschall entfernen lässt. Wie geht man vor? In einem speziellen Metalleinsatz, welcher im Ultraschallbad eingehängt ist, wird das zu reinigende Stück platziert und mit Wasser knapp zugedeckt. Um den Reinigungseffekt zu erhöhen, ist dem Wasser ein Geschirrwaschmittel zuzugeben. Dann wird das Gerät in Betrieb gesetzt und der Reinigungsvorgang genau beobachtet. Nach 20-30 Sekunden, längstens aber nach einer Minute ist das Gerät abzuschalten. Der Reinigungsendpunkt ist leicht feststellbar, wenn keine Trübung mehr aus dem Stück austritt. Wenn man dessen nicht sicher ist, wiederholt man die Prozedur mit frischem Wasser. Minutenlange Ultraschallbehandlung der Stufe erhöht nur die Bruchgefahr und bringt nichts ein. Vor allem bei Mineralstufen mit Muttergestein ist es wichtig, deren Lage durch seitliches Kippen zu verändern, damit die Ultraschallwellen alle Bereiche gleichmäßig erreichen und Wirkung entfalten können. Um auch bei ultraschall-gefährdeten Mineralien eine solche Reinigungsoperation trotzdem durchführen zu können, bedient man sich in der Praxis eines einfachen Tricks. Die zu reinigende Stufe wird in einem Plastikbehälter (z.B. Joghurtbecher) in den Metalleinsatz gestellt, Ultraschallbad und Kunststoffbehälter werden beide mit Wasser gefüllt und das Gerät anschließend in Betrieb gesetzt. Durch seitliches Kippen des Bechers werden alle Bereiche der Stufe den Schallwellenzugänglich gemacht. Der Trick besteht darin, die Durchdringungskraft der Schallwellen durch ein Hindernis (Gefäßwand aus Kunststoff) herabzumindern und trotzdem den gewünschten Reinigungseffekt zu erzielen. Ob dies gelingt, ist durch Vorversuche abzuklären. Achtung! Das Ultraschallbad darf unter keinen Umständen in leerem Zustand eingeschaltet werden (immer zuerst das Wasser einfüllen!), andernfalls besteht die Gefahr der Zerstörung der Elektronik. Nie mit der Hand in das Bad greifen, wenn das Gerät in Betrieb ist! Um die Lage der Stufe zu verändern, bedient man sich einer Holzzange oder man stellt das Gerät vorher ab. Für höhere Ansprüche, insbesondere für die Präparation von Fossilien bietet der Markt Ultraschall-Präparationsgeräte an, wie z.B. Ultraschall-Präpariernadeln und -meißel. Da diese Geräte ihren Preis haben, eignen sie sich eher für Sammler, welche zeitaufwendige Präparationsarbeiten zu leisten haben oder für Berufspräparatoren.

 

10 Die Reinigung mit Feinstrahlgeräten (Sandstrahlen)

Dieses Reinigungsverfahren setzt eine relativ kostspielige Geräte-Infrastruktur voraus und kommt eher in speziellen Fällen zur Anwendung, u.a. auch zur Reinigung und Präparation von Fossilien. Die Reinigungswirkung ist von verschiedenen Faktoren abhängig:

 

- von der Art (Größe, Härte) der Partikel

- deren Auftreffgeschwindigkeit auf das zu reinigende Stück

- von Art und Zustand der zu entfernenden Beläge

- von der Härte des verschmutzten Minerals

 

Wenn die Verschmutzung (Belag, Kruste) härter ist als das zu reinigende Mineral, dann ist die Sandstrahlmethode nicht empfehlenswert. Um die optimalen Versuchsbedingungen zu erarbeiten, sind Vorversuche unumgänglich, die mit Vorteil unter der Assistenz des Fachexperten durchgeführt werden sollten. Auf dem Markt werden verschiedene Typen von Feinstrahlgeräten angeboten, solche nach dem Saugstrahlprinzip ohne Strahlkammer als tragbares Gerät, Saugstrahler mit Strahlkabine und 1 oder 2 Strahlmitteltanks mit einem Strahl- druck von 1,5 - 6 bar, ferner Punktstrahlgeräte. Auch diese Geräte eignen sich infolge ihrer relativ hohen Anschaffungskosten eher für Sammlergruppen, speziell im Fossilienbereich oder für Präparatoren.